Danger, Will Robinson – Lost in Space Review

Basierend auf der in den 1960er Jahren erschienen Serie Lost in Space, bringt Netflix nun ein Reboot der Erfolgshow mit der beliebten Familie Robinson heraus. Achtung! Danger in Lost in Space: Verschollen zwischen fremden Welten

Disclaimer: Die „Vorgänger“ beziehungsweise das Original dieser Netflix Serie wurden von mir nicht geschaut. Das folgende Review bezieht sich nur auf das neue Netflix Original. 

Aufgrund einer unbewohnbaren Erde in der fernen Zukunft muss sich die Menschheit im All ein neues zu Hause suchen. In Mitten diesem Chaos befindet sich Familie Robinson, die sich wie viele andere Überlebende auf einer großen Raumstation genannt die Resolute auf der Reise zu einem neuen Heimat-Planeten befindet.
Durch mysteriöse Umstände werden die Bewohner jedoch dazu gezwungen, die Raumstation zu evakuieren, woraufhin größeres Chaos ausbricht und die Familie mitsamt ihres Rettungsschiffs Jupiter II auf einem fremden Planeten strandet.  Auf diesem Planeten stehen sie ungewohnten Herausforderungen gegenüber und müssen sich ihren Weg durch Wälder, Gletscher und Wüsten kämpfen.
Die fünf-köpfige Familie hat dabei nur ein Ziel: Zurück auf die Raumstation gelangen, um endlich in ihrem neuen Zuhause im All ankommen zu können.

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Die Robinsons bestehen aus Mutter Maureen (Molly Parker), Vater John (Toby Stephens) und seiner nicht biologischen Tochter Judy (Taylor Russell), ihrer Schwester Penny (Mina Sundawall) und dem Küken der Familie, Will Robinson (Maxwell Jenkins).
Sie sind eine sehr sympathische und bunt gewürfelte Familie, bei der jedes Familienmitglied über ihre eigenen Fähigkeiten verfügt, die ihnen dabei helfen auf dem fremden Planeten (der zugegebenermaßen sehr nach Kanada aussieht) zu überleben. So ist Judy mit ihren achtzehn Jahren beispielsweise schon eine ausgebildete Chirurgin und der jüngste Will ist sowieso der klügste, der in aller letzter Sekunde immer einen Notfallplan parat hat, der seiner Familie den Hintern rettet.
Ergänzt wird diese Familie durch den Roboter, dem Will zu Beginn der Serie das Leben rettet und so dessen Freund-/Gefolgschaft gewinnt.

Wie bereits erwähnt ist jeder der Charaktere ein absoluter Sympathieträger und es macht Spaß sie in ihrer Dynamik interagieren zu sehen. Dennoch hat das Charakter-Writing und Storytelling ein essentielles Problem:
So richtig greifbar werden die Charaktere nicht. Von Anfang an wird man hineingeworfen in die Geschichte, man sieht die Familie am Kartenspielen, dann macht es plötzlich laut „Ruummss“ und alle stürzen ab. Man hat nicht die Möglichkeit richtig in die Charaktere und deren Handlung-Motive einzutauchen und damit warm zu werden, so dass man mitfühlen könnte, wenn ihnen etwas zustoßen würde.
Die kurzen Rückblenden, die von Zeit zu Zeit eingeblendet werden und die eigentlich dazu dienen sollten, den Charakteren mehr Tiefe und Struktur außerhalb ihrer klugen und wissenschaftlichen Fassade zu verleihen, wirken dabei willkürlich gesetzt und nicht essentiell für das Verstehen der Charaktere, wie es etwa bei Fernsehserien wie LOST der Fall ist. Wills Roboter, der außer einem „Danger“ von Zeit zu Zeit nichts von sich gibt und stur Wills Anweisungen befolgt, ist charakterlich besser ausgearbeitet als der Rest der Familie Robinson. Man erfährt Details wie dass Judys und Pennys Beziehung nicht die beste ist (aus Eifersucht oder was auch immer) oder, dass Johns und Maureens Ehe auf der Kippe steht, aber so richtig was damit anfangen kann man nicht. Weil es irgendwie nichts zur Sache tut. Auch die dubiose „Dr. Smith“, die anders als in den Vorlagen diesmal von einer Frau verkörpert wird, bekommt nicht viele Schichten. Von Anfang an merkt man, dass diese Frau superböse ist und generell etwas superböses im Schilde führt, aber warum das so ist, das bleibt dem Gucker verborgen. Außerdem fragt man sich, wenn Familie Robinson wirklich so schlau ist, wieso haben sie „Dr. Smith“ nicht schon früher durchschaut?

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Ein weiteres Problem im Storytelling von Lost in Space ist die Benutzung von Schockmomenten. Zu oft passiert es, dass Charakter XYZ irgendwas passiert, nur damit er in letzter Sekunde von jemandem gerettet werden und dieser sich als Held des Tages bezeichnen kann. Wenn man an einem Punkt dann soweit ist, dass man wirklich mit einem Charakter mitfühlt, wird das so zu Nichte gemacht. Dieses Prinzip mag ein oder zweimal funktionieren, doch irgendwann verlieren sich jegliche Emotionen und Momente, die wirklich emotional hätten sein können, in der Bedeutungslosigkeit.

Das ist schade, denn hier geht viel Potenzial verloren. Potenzial, das die Serie eigentlich hat, denn in Sachen technischer Umsetzung, Spezialeffekten, Soundtrack und Weltendesign überzeugt die Serie auf ganzer Länge. Die rund einstündigen Episoden des Zehnteilers sind ein Augenschmaus und manchmal vergisst man sogar, dass man „nur“ eine Serie auf dem Streaminganbieter Netflix guckt und sich nicht in irgendeinen Steven Spielberg oder Christopher Nolan Film verirrt hat.
Auch Thematiken wie Diversity oder starke Frauenrollen kommen nicht zu kurz. Denn wahnsinnig tolle Frauen findet man auf jeden Fall in dem weiblichen Teil der Robinson Familie wieder.

Lost in Space erzählt die Geschichte einer teils zerrütteten Familie, die in einer extrem Situation wieder zusammen- und über sich hinauswächst. Es zeigt auch das der größte Feind des Menschen entgegen zu manipulativen Bösewichten oder Aliens der Treibstoff ist. Oder naja, das Fehlen davon.

 


Lost in Space
Datum der Erstveröffentlichung:
13. April 2018
Regie: Kevin Burns
Genre: Drama, Science-Fiction
Streaminganbieter: Netflix (Netflix Original)

Weitere Quellen: Wikipedia
Quelle der verwendeten Fotos: imdb.com

About Marina

Studiert irgendwas mit Medien. Spielt am liebsten auf der PS4, liebt alles was eine dramatische Story hat, am liebsten aber Games mit bärtigen und grummeligen Männern. Ist auf Twitter am coolsten. Chefin bei dieletztevoneuch.de. PR-Mensch bei GameNotify.

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